Auf der Suche nach dem Traumberuf

Oktober 2011

Warum kommen ungarische Mädchen und Jungs auf der Suche nach ihrem Traumberuf als Bäcker, Schreiner, Friseur, Gastronom oder Sozialpfleger ausgerechnet nach Heroldsberg?

Diesen weiten Weg haben sie Wolfgang Uhl zu verdanken, einem Mitglied des Heroldsberger Partnerschaftsvereins. Als Geschäftsführer der Handwerkskammer Mittelfranken schlug er Gerhard Püchner, dem Vorsitzenden des Partnerschaftsvereins, Abteilung Bòly, vor, die von der Handwerkskammer entwickelte Schnupperwoche „Chancen einer handwerklichen Berufsausbildung in Mittelfranken“ gemeinsam in die Praxis umzusetzen. Das Konzept basiert auf der Arbeitnehmerfreizügigkeit in Deutschland, die bekanntlich seit Mai 2011 für Osteuropäer – also auch Ungarn – gilt. Die neue Arbeitnehmerfreizügigkeit bietet die Möglichkeit einer beruflichen Ausbildung in Deutschland. Eine Möglichkeit, die auf der deutschen Seite vor allem vom Handwerk begrüßt wird: Gerade Klein- und Familienhandwerksbetriebe tun sich hierzulande sehr schwer, unter hiesigen Schulabgängern motivierte und fähige Jugendliche für eine Ausbildung in ihrem Gewerbe zu finden.

So informierten sich Mitte Oktober 13 Jugendliche im Alter von 17 bis 23 Jahren aus der ungarischen Partnergemeinde Bòly eine Woche lang gemeinsam mit ihren Lehrern über das duale Ausbildungssystem in Deutschland und Ausbildungsangebote in der Region. An ihrem ersten Tag wurden sie nach einer kurzen Ortsbesichtigung durch Heroldsberg feierlich im Foyer der Handwerkskammer Mittelfranken von Wolfgang Uhl persönlich begrüßt, wo sie einen Einblick über den Aufbau einer handwerklichen Ausbildung in Deutschland erhielten und anschließend zum Mittagessen eingeladen waren. Dienstag und Mittwoch standen ganz im Zeichen der praktischen Arbeit. An diesen beiden Tagen öffneten ihnen Heroldsberger Betriebe ihre Türen und die jungen Ungarn konnten in den Bäckereien Volland und Kalchreuther Bäcker, in den Schreinereien Schmidt und Rothenöder, in den Friseursalons Ulrike Wölfel und Neostylers, in den Gastronomiebetrieben Rotes Ross und Gasthaus Reif sowie in der Diakoniestation ein wenig den Alltag ihres Traumberufes kennen lernen. Zwei Tage nur, aber sie genügten, um den einen in seiner Wahl zu bestätigen, den anderen vielleicht doch noch einmal zum Überdenken zu bewegen. Egal, wie das Ergebnis für den einzelnen der ungarischen „Betriebsschnupperer“ ausgefallen sein mag: Den Arbeitgebern jedenfalls genügten zwei Arbeitstage, um sich ein Bild über die Aufgeschlossenheit und das Engagement der jungen Ungarn zu machen. Sie alle hatten viel Freude an der hohen Motivation der Gastpraktikanten und würden ihnen auch gerne eine Chance für ihren weiteren Lebensweg geben.

Am Donnerstag erhielten die jungen Ungarn eine Führung durch das Bildungszentrum 2 der Handwerkskammer in der Nürnberger Sieboldstraße, wo sie am Nachmittag in verschiedenen Lehrwerkstätten mitarbeiten konnten. Am Freitag hieß es dann doch noch „ab in die Schule“, und jeder einzelne Ungar erhielt an der Berufsschule seines auserwählten Berufes Bäcker, Schreiner, Friseur, Koch oder Sozialpfleger einen Einblick in den theoretischen Teil der Ausbildung.

Finanziert wurde die Schnupperwoche von der Handwerkskammer Mittelfranken, der Marktgemeinde Heroldsberg und dem Partnerschaftsverein Heroldsberg, Abt. Bòly. Alle ungarischen Gäste waren in Heroldsberger Familien untergebracht, die Bande zwischen Bòly und Heroldsberg wurden also wieder etwas enger geknüpft. Den gemeinsamen Abschlussabend in der Kulturscheune Heroldsberg, wo das Ehepaar Zsuzsanna und Janos Spitz vom Goldenen Anker die ungarischen Besucher und ihre Gastgeber gemeinsam mit ihren Heroldsberger Praktikumsanbietern mit fränkischem Schäufele, ungarischen Weinen und internationaler Musik verwöhnte, wird allen Teilnehmern sicherlich noch lange in Erinnerung bleiben. Der Partnerschaftsverein Heroldsberg, Abt. Bòly möchte sich an dieser Stelle – auch im Namen der ungarischen Jugendlichen – herzlich bei allen Beteiligten für die gelungene Schnupperwoche „Berufsausbildung in Mittelfranken“ bedanken.

Gerhard Püchner, Martina Böhme, Ilona-Maria Kühn