Die Kleinstadt Bóly liegt in einer mediterranen Hügellandschaft und ist besonders geprägt von deutschen und ungarischen Volksbräuchen. Der Ort mit seinen fast 4.000 Einwohnern ist stolz auf seine kulturschaffende Vergangenheit und seine wirtschaftlichen Fähigkeiten.
Die frühesten Einwohner der Stadt waren Urmenschen der Jungsteinzeit (Neolithikum), die Römer erbauten später ein Castellanum auf dem Gebiet des jetzigen Friedhofs. Die erste schriftliche Erwähnung von einem kirchlichen Besitz namens Bolok findet sich in einer Schenkungsurkunde von Ladislaus dem Heiligen vom Jahre 1093.
Mit dem Einfall der Türken 1526 begannen anderthalb dunkle Jahrhunderte in der Geschichte Ungarns. Nach der Befreiung erhielt Graf Adam Batthyány für seine treuen Kriegsdienste den Ort Bóly und seine Umgebung. Er wählte Bóly als Sitz für sein Herrschaftsgut. Auf Anordnung von Kaiserin Maria Theresia siedelten sich deutsche Neubauern ab 1730 in Bohl an, 1771 erteilte die Kaiserin der Ortschaft das königliche Privileg eines Marktfleckens. Durch die Ehe von Julianna Batthyány mit dem Grafen Vilmos Montenuovo (seine Mutter war übrigens Maria-Luise Habsburg, die ehemalige Gattin von Napoleon Bonaparte) blieb Deutschbóly dauerhaft in Besitz der Montenuovo-Familie, bis zum Einmarsch der Roten Armee im Jahre 1944.
Das katholische Pfarrhaus und die katholische Kirche aus der späten Barockzeit wurden Mitte des XVIII. Jahrhunderts, das imposante klassizistische Schloss im Zentrum des Dorfes, am Rande eines 15 ha grossen Schlossparks während der napoleonischen Kriege erbaut. Ein Zeichen der guten Entwicklung von Bóly war das einige Jahrzehnte später erbaute neogotische Gebäude des Batthyány – Montenuovo Mausoleums.
1848-49 nahmen auch Männer aus Németbóly am Freiheitskrieg der Ungarischen Nation teil. Nach dem Ausgleich von 1867 ist ein rascher Aufstieg im Gesellschafts-, Wirtschafts- und Kulturleben, sowie im Unterrichtswesen des Dorfes spürbar: verschiedene Vereine bildeten sich rasch nacheinander, eine weltliche Grundschule wurde gegründet, Nonnen wirkten im Kloster, das auch als Kindergarten diente; eine Kredit- und Milchgenossenschaft wurde gegründet. Die Gemeinde bekam zu dieser Zeit auch ein Postamt, ein Telegrafenamt, eine Bahnstation und einen Feuerwehrverein.
Das XX. Jahrhundert ging dagegen recht rücksichtslos gegen den Ort vor. Das Heldendenkmal, das den Németbólyer Menschen ein Denkmal setzt, die als Soldat oder als Zivilperson im I. und II. Weltkrieg zum Opfer fielen, wurde im zweiten Jahrzehnt errichtet.
Nach dem zweiten Weltkrieg änderte sich die Struktur der heimischen Nationalitäten. Etwa 800 Personen, alles Nachkommen der schon seit zwei Jahrhunderten ansässigen Schwaben, wurden nach Deutschland übersiedelt. Im Rahmen der Vereinbarung über den tschechoslowakisch-ungarischen Bevölkerungsaustausch wurden 400 Menschen aus der Slowakei (Oberland) angesiedelt. Zu gleicher Zeit kamen auch arme Bauer von den ehemaligen Grossgrundbesitzen der Tiefebene in unsere Gemeinde.
1950 erhielt das Dorf den ungarischen Namen „Bóly” und es begann eine ruhigere Zeit mit landwirtschaftlichen Grossbetrieben, erfolgreichen Industrie- und Handelsbetrieben, sozialen Einrichtungen, sowie einem regen kulturellen Leben.
Der europäische Wandel 1989-90 brachte auch Änderungen in der Gemeindepolitik. Es folgten die Gründung einer Musikschule, einer Mittelschule und zahlreicher Unternehmen. Ein Industriepark für einheimische und ausländische Investoren wurde eingerichtet. Mit der Ernennung zu einer Stadt im Jahre 1997 durch den Präsidenten der Ungarischen Republik erhielt Bóly den Status eines Zentrums in Südungarn.
Traditionell ist der Weinbau in Bóly ein Gewerbe, das von Vater zu Sohn übergeht. Das beweist nichts besser, als das Kellerdorf, das eigentlich ein separates Leben führt. Im Kellerdorf befinden sich mehrere Strassen mit schwäbischem Namen – Hohl, Marienberg, Tukar, Seithal – die alle ihre eigene Geschichte haben.