„Jó napot“ in Mittelfranken

7. Okt. bis 3. Nov. 2012

Praktikanten aus Bóly zu Besuch im mittelfränkischen Handwerk

Seit dem Jahr 2007 verbindet den Markt Heroldsberg und die ungarische Gemeinde Bóly eine Gemeindepartnerschaft, die durch zahlreiche Freundschaftsbesuche und ein aktives Austauschprogramm stetig vertieft wurde.

Initiert hatte die Partnerschaft Gerhard Püchner, Vorsitzender des Partnerschaftsvereins Heroldsberg / Bóly, der bereits 2002 die Idee zu dieser länderübergreifenden Zusammenarbeit gefasst hatte. Nun waren vom 7. Oktober bis 3. November 2012 zwölf Praktikanten aus Bóly zu Gast in der Region. Mit der Unterstützung der Handwerkskammer für Mittelfranken hatte Gerhard Püchner die Aktion geplant und durchgeführt. Bereits im Jahr 2011 waren Auszubildende der Berufsschule Montenuovo Nandor für ein einwöchiges Schnupperpraktikum in die Region eingeladen. Der Erfolg gab ihm damals Recht: Lehrer, Schüler und Betriebe waren begeistert. Und so beantragte die Schule in Bóly für das Jahr 2012 EU-Fördermittel aus dem Programm „Leonardo da Vinci“, um den Austausch gemeinsam mit dem Partnerschaftsverein und der Handwerkskammer wiederholen und ausweiten zu können.

Fleißige Praktikanten

Auch in Heroldsberg und Großgeschaidt fanden sechs Praktikanten ein zeitweiliges Zuhause, unter anderem in der Schreinerei von Georg Schmidt. Dieser hatte den vom Vater Adolf Schmidt 1964 als Zimmerei gegründeten Betrieb 1991 übernommen und sukzessive zur Schreinerei umgebaut. Hier arbeitete Barnabas Takács. Als „alter Hase“ im Austauschgeschäft war er bereits 2011 in der Heroldsberger Schreinerei untergebracht. Dort hatte er einen so guten Eindruck hinterlassen und so viel Spaß gehabt, dass bei der Abreise bereits E-Mail-Adressen ausgetauscht wurden. Und als sich erneut die Gelegenheit – diesmal zu einem längeren Austausch – bot, griff er sofort zu. Auch Georg Schmidt freute sich, seinen ungarischen Praktikanten wiederzusehen: „Beim ersten Mal wusste man ja nicht, was auf einen zukommt, aber das lief richtig gut.“ Einfach hervorragend präsentiere sich Barnabas in seiner Werkstatt. Der 20-Jährige, der im Mai 2013 seine Abschlussprüfung in Bóly absolviert, ist in den betrieblichen Ablauf voll integriert: Ob Fenster auf der Baustelle einsetzen, Möbel produzieren oder Reparaturen ausführen – „er macht alles ganz toll, fragt viel und zeigt großes Interesse“, lobt der Meister. Praktisch sind die hervorragenden Sprachkenntnisse von Barnabas, in dessen Elternhaus Deutsch auch im Alltag, vor allem von den ungarn-deutschen Großeltern, genutzt wird und der in Bóly das deutsche Abitur gemacht hat. Glaubt man den beiden, scheint es in der Arbeitsweise zwischen ungarischen und deutschen Schreinern auf den ersten Blick keine allzu großen Unterschiede zu geben.

Auch sein Kollege Attila Bágany wird im Mai 2013 seine Gesellenprüfung ablegen. Er besucht die Schreinerei von Roland Holzmann in Großgeschaidt. 1920 wurde der Betrieb als Zimmerei von Roland Holzmanns Vater gegründet, 1970 übernahm der Sohn. Seitdem hat er sich mit zwei Mitarbeitern auf die Möbelfertigung spezialisiert. „Alles aus einer Hand“ ist sein Leitsatz. Davon profitiert nun Attila, der sich mit Feuereifer einbringt. „Er ist mit Begeisterung dabei, ist fleißig, sorgfältig, zuverlässig und konsequent. Außerdem hat er ein gutes Auge – etwas, das man nicht lehren kann“, lobt Roland Holzmann den 20-Jährigen. Seit 40 Jahren bildet er in seinem Betrieb aus und gibt auch gerne Praktikanten eine Chance, in den Beruf des Schreiners „hineinzuschnuppern“. Mit der Verständigung zwischen ihm und Attila klappt es prima: „Das geht schon irgendwie.“ Attila wiederum ist hin und weg von seinem Arbeitsplatz. In Bóly ist sein Betrieb stark spezialisiert, vieles von dem, was er in Großgeschaidt lernt, kennt er daher noch nicht. „Das ist auch Sinn der Sache“, erklärt Anja Seulen, Mobilitätsberaterin bei der Handwerkskammer für Mittelfranken. „Neue Techniken und Arbeitsweisen kennen zu lernen und im Ausland Erfahrungen zu sammeln.“

Allerdings wird bei dem Besuch in Deutschland natürlich nicht nur gearbeitet: Gemeinsame Abende, eine Fahrt nach München, eine Führung im Nürnberger Doku-Zentrum und als Highlight der Stadion-Besuch beim FCN umrahmten den beruflichen Alltag. Als Dankeschön richteten die Praktikanten auch ein großes Abschlussfest für alle Beteiligten von Handwerkskammer, Partnerschaftsverein und Betrieben aus – natürlich mit leckeren ungarischen Spezialitäten. Die jungen Praktikanten aus Bóly sind sich sicher: Das ist nicht nur eine berufliche Chance, sondern auch ein großes Abenteuer.  Auch für Gerhard Püchner ist eines klar: Die Aktion wird eine Wiederholung finden. Er könnte sich beispielsweise einen weiteren beruflichen Austausch auch in Sozialberufen vorstellen.

Fotos und Text: Handwerkskammer für Mittelfranken